Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wie in Norwegen - Grundeinkommen für Schriftsteller

"Ich habe von Norwegen gesprochen. Noch etwas gefällt mir dort. Sie fördern auch die Literatur in einem einzigartigen Ausmaß: Wer sich als Schriftsteller oder Schriftstellerin einen Namen gemacht hat, bekommt ein staatliches Gehalt. Das nimmt dem Einzelnen gewiss nicht den Frust oder die Verzweiflung, wenn er wieder einmal feststellt, weniger beachtet zu werden als andere, weniger gelesen, weniger eingeladen, aber es wird wohl zumindest die Scham kleiner, die den Menschen anfällt, wenn er feststellt, dass er von dem, was er tut, nicht oder nur sehr schlecht leben kann. Wenn ich mir an dieser Stelle - und in diesem Jahr, das uns allen gezeigt hat, wie viel Geld auf einmal zur Hand sein kann, wenn es darauf ankommt - etwas wünschen dürfte, wäre es das: ein Grundeinkommen für Leute, die ernsthaft und beständig in künstlerischen Berufen arbeiten. Das stünde meiner Meinung nach einem Land, das sich als Kulturnation versteht und verkauft, nicht schlecht an." Von Reinhard Kaiser-Mühlecker erschien 2020 der Roman "Enteignung" bei S. Fischer.

aus der Dankesrede des Autors "Was ist der wichtigste Beruf? Wie ich Schriftsteller geworden bin" zur Verleihung des Anton-Wildgans-Preises Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.1.2021