Max Frisch: Auf der Suche nach dem überzeugenden Satz
"Indem wir Sätze schreiben und unglücklich sind über diese Sätze, weil sie sich zu wenig decken mit der Erfahrung, die zum Schreiben drängt, zwingt uns die Sprache, unsere Erfahrungen zu entdecken oder zu suchen. Das ist nicht selten eine "Trauerarbeit". Schreibend auf der Suche nach dem Satz, der in der Wortwahl und in seinem Rhythmus endlich unsrer Erfahrung entspricht, entdecken wir, wie wir die Welt und uns selber wirklich erleben. Wo unser Schreiben nicht zur Selbsterfahrung führt, entsteht keine Literatur, glaube ich, es entstehen nur Bücher."
aus: "Ich habe keine Theorie" von Max Frisch Frankfurter - Allgemeine Zeitung 27.7.2008