Christian Petzold: "Wir brauchen ... die physische Anwesenheit"

Der Filmregisseur Christian Petzold (Undine, Yella, Gespenster), der selbst eine Corona-Infektion überstanden hat und der Schauspieler Matthias Brandt, der von den Corona-Maßnahmen beruflich betroffen ist beantworten Fragen von Sandra Kegel für die FAZ:

"Das Kino der letzten zwanzig, dreißig Jahre hat nicht nur in "Contagion", sondern auch in vielen anderen Filmen, "Walking Dead" oder "Wall E", Seuchen, Viren und Weltzerstörung zusammengebracht. Das Kino weiß immer sehr viel früher, was passieren wird."

Wie erklären Sie sich das? 

"Das Kino ist den Mythen und der Überlieferung verpflichtet. Es dringt in die verborgensten Geschichten, die Ängste und Traumata der Menschen vor. Und weil das Kino ein Langsam-Apparat ist, der unendlich viel Zeit zur Vorbereitung benötigt, ist er der Zeit ungleich voraus. Deshalb kennt das Kino keine Gegenwart. Anders als das Fernsehen, das vor allem auf die Gegenwart reagiert, orientiert sich das Kino am Vergangenen, um die Zukunft zu verstehen. Deshalb ist es so modern."

aus "Zeigen, dass wichtig ist, was wir tun" - Sandra Kegel im Gespräch mit Christian Petzold und Matthis Brandt, Frankfurter Allgemeine Zeitung 28.10.20