Autorenbrief Buchmesse 2023; "Ich schreibe nicht, um mich mit anderen zu messen."
Liebe Autorinnen und Autoren,
so weist der erfolglose Schriftsteller Shin Michima in der 12-teiligen japanischen Serie „Eine Million-Yen-Frauen“ seinen Konkurrenten Yuzu Hanaki in die Schranken. Der ist ehrgeizig und skrupellos und hat einen Literaturkritiker, der buchstäblich alles für ihn tut. Die verfilmte Geschichte vom schüchternen Romanautor Michima basiert auf einer gedruckten Manga-Serie. Im Film zeigt jede 20-Minuten-Episode (mit Untertiteln) einen Schritt in der Entwicklung des Autors und die geheimnisvollen fünf Mitbewohnerinnen, die bei ihm wohnen, sind aktiv daran beteiligt. Der Inhalt ist so spannend ("Nur die besten Lügner überleben bis zum Schluss"), dass man zum Binge-Looking verführt wird und damit verrate ich Ihnen nur, wie ich das letzte Wochenende verbracht habe – nämlich ohne Reue. Mehr zum Inhalt unter Zebrabutter.net oder bei Netflix.
„Gute Bücher machen mich einfach klüger, umsichtiger, weil ich eine andere Perspektive einnehmen kann und meine eigenen erweitert werden“, sagt der Schriftsteller Peer Teuwsen im NZZ-Interview. „Ein gutes Buch ist, wenn ich mit meiner Frau oder einem Freund in ein Gespräch finde, das über dieses Buch hinausgeht, weil es irgendeinen Samen gesetzt hat, ein Bild, einen Gedanken, eine Figur, von der ich nicht wusste, dass sie in mir drin ist. Man kann das auch einen Moment des Glücks nennen.“ Solche Momente finden Sie in Sol Steins Über das Schreiben, ein Meisterwerk, 464 Seiten, Hardcover 24,99 Euro.
„Wirklich frei sind wir, wenn wir erzählen. Wenn wir erzählen und im Erzählen uns selbst besser verstehen, können wir weitermachen“, sagt der österreichische Schriftsteller Arno Geiger, in seiner Dankesrede für den Rheingau-Literaturpreis. In einem früheren Autorenbrief hatte ich berichtet, wie der Schriftsteller in Altpapiercontainern Inspiration für seine Romane gefunden und entsorgte Bücher gerettet hatte. Gerade ist die autobiografische Erzählung „Das glückliche Geheimnis“, in der er auch darüber schreibt, wie er die Zeit überstanden hat bis er zum erfolgreichen Schriftsteller wurde, im Hanser Verlag erschienen. Das Suchen gehört nun zu „etwas Abgeschlossenem“, erklärt er. „Ich beende die Geschichte, indem ich sie erzähle“. Im Autoren-Blog sagt Arno Geiger mehr darüber „warum Wahrheit in jeder Geschichte ist“.
Der Neurobiologe Dilip Jeste (Universität Kalifornien) hat die sieben Dimensionen der Weisheit gefunden: „Selbstreflexion, Emotionskontrolle, Toleranz, Zugewandtheit, Entschlossenheit, Spiritualität und Um-Rat-gefragt-werden. Egal ob Sie einen Roman oder ein Drehbuch schreiben, einige davon brauchen Sie als Autor, um die Aufmerksamkeit Ihrer Leser zu wecken und bis zum Ende der Story zu erhalten. Eine wichtige Regel dabei ist, dass Sie die Gefühle des Lesers/Zuschauers ansprechen. Die Techniken dazu gehören zum Werkzeug des Geschichtenerzählens und Karl Iglesias hält sie für Romanciers wie Filmautoren bereit: Emotionen im Film. Originaltitel: Writing for Emotional Impact, 2. Auflage, 384 Seiten, Hardcover, 24,99 Euro
Fliegende Wörter-Kalender 2024 - Das Jahr treibt dem Ende zu und der einzigartige Daedalus-Lyrik-Postkartenkalender lässt nun schon im 30. Jahrgang wieder die Wörter in seinen Gedichten fliegen. Ein Beweis dafür, dass Lyrik, entgegen allen Vorurteilen, viele treue Freunde hat. Wie immer findet sich eine große Lyrik-Auswahl darin, zu ganz vielen verschiedenen Themen, die für Überraschungen sorgen – jede Woche und das ganze Jahr. Mit 56 farbigen, originellen grafisch gestalteten Postkarten-Gedichten – für die Wand und zum Verschicken an alle Lyrikfreunde. Außerdem: Einfach bestellen beim Daedalus Verlag.
Worum geht es bei der Schriftstellerei? Die Antwort findet Wolf Haas für sich in seinem Roman Eigentum: "Darum ging es beim Schreiben. Dass man es zusammengeschrieben hat. Das ganze Leben nur schreiben schreiben schreiben. Nichts wie tippen tippen tippen die ganze Zeit. Aber dann steht dein Name drauf. Dann kann dich keiner mehr verjagen."
Herzlich Ihre
Gerhild Tieger